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Gepostet by on Mrz 23, 2014 | 1 Kommentar

Interview mit Madlen und Lars von puriy.de

Interview mit Madlen und Lars von puriy.de

Für dieses Interview standen mir Madlen uns Lars von puriy.de Rede und Antwort  (puriy  ist Quechua und bedeutet „Reisen“). Die beiden haben ihre Basis in Berlin von wo aus sie mehrmals im Jahr zu 2-3 längeren Reisen und mehreren kürzeren Reisen aufbrechen. Dazwischen genießen Sie die Schönheit, die die Heimat zu beiten hat. Aber lest selbst:

Hallo Madlen, hallo Lars,

wo seid Ihr gerade?

Wir sitzen am ersten Märztag 2014 auf einer Bank am Rande des Müritz Nationalparks und genießen den aufkeimenden Frühling. Die Sonne ist kräftig genug, die Nasenspitze erröten zu lassen, doch die Luft trägt noch eine gewisse Frische. Hierhin ziehen wir uns gern zurück, wenn wir einmal eine kleine Auszeit von Berlin brauchen und gerade nicht länger verreisen können.

Was habt Ihr heute Morgen nach dem Aufstehen gemacht?

Erst haben wir in einer wunderbaren Stille unseren Kaffee genossen. Diese erfrischende Ruhe wurde nur durch das Krähen der Hähne, das intervallartige Krächzen der Reiher und das Knistern des Kamins unterbrochen. Dann haben wir unsere Mountainbikes geschnappt und sind durch den Müritz Nationalpark geradelt. Dabei stellte sich ein Schwan direkt in unseren Weg. Ansonsten trafen wir keine Menschenseele.

Madlen und Lars beim Salsa-Tanzen am Ostseestrand

Madlen und Lars beim Salsa-Tanzen am Ostseestrand

Wie lange seid ihr schon unterwegs; was liegt noch vor euch?

Noch zwei Tage, dann geht es zurück nach Berlin an den Schreibtisch und zur ITB.

Wir sind ja nicht dauerhaft unterwegs, sondern leben in Berlin und reisen einfach nur gern. Dabei wechseln sich zwei-drei längere Reisen mit einigen Kurzreisen pro Jahr ab. Und ansonsten sind wir eben hier. Denn am Wochenende ruft uns dann doch die Natur –das heißt dann Trips in die Umgebung nach Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern.

Was war euer schönstes Erlebnis auf Reisen?

Nie wieder sah ich den Himmel größer, blauer und heller leuchten als in jener Nacht in den 90er Jahren, in der wir unter den Sternen über dem venezolanischen Urwald am Ufer eines Orinoco-Nebenflusses lagen und den Geschichten unseres Guides Pedro lauschten. Vögel, Kröten – der ganze Urwald begann mit der untergehenden Sonne zu erwachen. Diese Melodie hallt unvergessen in meinen Ohren. Diese nie wieder so intensiv erlebte Abgeschiedenheit bleibt ewig in meiner Erinnerung. Ich bin ein absoluter Urwaldfan und zum Glück konnte ich auch Lars hierfür begeistern. Und so teilen wir jetzt gemeinsam die Leidenschaft für das Amazonasgebiet.

Euer zur Zeit liebstes Reiseland/Reiseziel?

Eindeutig Kolumbien. An keinen Ort außerhalb Deutschlands sind wir so oft zurückgekehrt wie nach Kolumbien – das spricht für sich.

Die Ciudad Pérdida (verlorene Stadt) in Kolumbien

Die Ciudad Pérdida (verlorene Stadt) in Kolumbien

Was war bislang euer verrücktestes Erlebnis auf Reisen?

Gegenfrage – was ist denn verrückt? Der Fallschirmsprung? Eine Raftingtour? Sandboarding? Viele sagen uns, es sei für sie schon unvorstellbar und ein bisschen verrückt, dass wir so gern auf dem Amazonas und seinen Nebenarmen herumschippern oder mit eigenem Geländewagen Westuganda an der Grenze zum Kongo erkunden. Für uns ist das immer normal gewesen.

Aber generell passieren uns schon auch recht viele verrückte Sachen auf Reisen. Ein Moment, in dem wir wirklich dachten, das ist ne total andere Welt, war als wir im Süden Äthiopiens Stämme wie die Mursis, Hamer, Banna etc. besucht haben. Wir standen da und waren wie gelähmt, das war alles so absurd. Diese Tour war ohnehin gespickt mit vielen seltsamen Dingen. Das kann man aber auch hier nachlesen. Verrückt war auch, dass wir von einem Flug nach Kolumbien runtergeschmissen wurden (s.u. mehr) und in Madrid strandeten oder als wir im Bus von drei Tansaniern irgendwo zwischen Moshi und Arusha verfolgt wurden, zufälligerweise dann noch die Kupplung unseres Busses brannte und wir alle auf die Straße stürzen mussten, wo unsere Verfolger schon warteten. Verrückt war auch, als wir in Panama zufälligerweise eine Hütte mit einem berühmten deutschen Schauspieler teilten. In Ruanda schipperten wir mit besoffenen UN-Soldaten auf dem Kivusee. Sicherlich zählt zu den verrückten Dingen auch, als Madlen von einem Tauchgang in Honduras direkt in die Dekompressionskammer befördert wurde, nur weil sie meinte, es kribbele ein wenig. Oder mitten in der Finanz- und Wirtschaftskrise Ecuadors festzusitzen, weil das gesamte öffentliche Verkehrs- und Versorgungssystem zusammengebrochen war und wir zwischen Barrikaden und Tränengas bereits am Anfang unserer Reise ohne Geld nicht wussten, wo diese Reise enden würde oder ob sie je aus Quito rausführen würde…

Was war euer schlimmstes Erlebnis?

Unser schlimmstes Erlebnis auf Reisen war definitiv, als uns Iberia in Madrid (unberechtigterweise) vom Flieger nach Kolumbien schmiss. Wir waren gestrandet mitten in der Weihnachtszeit. Plötzlich merkt man, wie hilflos man gegenüber einem mächtigen Unternehmen ist. Nach der ersten Schockstarre gingen wir in das nächste Reisebüro und fragten nach Flügen irgendwo nach Südamerika. Wir flogen am Silvesterabend um 22 Uhr für 990 EUR pro Person nach Buenos Aires. Daneben zählt sicherlich zu Madlens schlimmsten Erlebnissen ein bewaffneter Überfall in Südafrika.

Habt ihr Fehler gemacht? Bei der Planung oder auf der Reise? Was würdet ihr anders machen?

Eine wirklich unvergessliche Reise ging in die Mongolei. Da wir nur drei Wochen Zeit hatten und mehr als nur Gobi sehen wollte, nahmen wir uns einen Geländewagen mit Fahrer und der obligatorischen Übersetzerin. 18 Tage waren wir in dieser Konstellation mit striktem Plan gemeinsam unterwegs. Wir merkten, wir sind keine Gruppentypen für so lange Zeit. Uns beengte diese Reiseform. Zur Halbzeit in Kharkhorin war wieder alles durchorganisiert und wir sagten zu unserer Übersetzerin, dass wir einfach mal allein durch den Ort gehen möchten. Wir hatten Cafés gesehen. Ja, wir wollten einfach mal allein einen Kaffee trinken. Das war für sie eine ganz große Sache und trübte die Stimmung. Also eine so lange durchorganisierte Tour würden wir uns auf jeden Fall noch einmal überlegen.

In der Wüste Gobi

In der Wüste Gobi

Im letzten Jahr waren wir zudem drei Wochen mit der Bahn auf der transsibirischen und transmongolischen Strecke unterwegs. Das war zu kurz! Gern hätten wir längere Stopps eingelegt, um mehr von der Umgebung zu sehen. Denn Bahnfahren ist zwar schön, aber das Land rauscht auch nur vorbei. Wir wären gern mehr und intensiver in die Orte und Kultur eingetaucht, aber dafür war einfach zu wenig Zeit.

Mit welchem Budget kommt ihr durchschnittlich aus?

Diese Frage stellen wir uns heutzutage gar nicht mehr. Das heißt nicht, dass wir nicht auf unser Geld achten, aber wir setzen uns auch keine Budgetgrenzen mehr und machen das, was uns gefällt. Wir nehmen uns auch nicht mehr zwingend das günstigste, sondern das schönere Zimmer im Guest House. Auf unseren verschiedenen Reisen durch Kolumbien haben wir mal von einem Budget von 30 EUR pro Tag und Person (inkl. Touren und Inlandsflüge), aber auch mal von 50 EUR pro Tag und Person gelebt.

Wie finanziert ihr Eure Reisen?

Wir arbeiten, sind selbstständig – solange wir Kontakt zu unseren Mitarbeitern in Berlin haben, funktioniert auch das dezentrale Arbeiten zu gewissen Zeiten im Jahr ganz gut. Nur kürzlich auf Kuba war das nicht ganz so einfach.

Welchen Gegenstand habt ihr immer dabei?

Madlen ihr Notizbuch, Lars sein Smartphone.

Vielen Dank für das Gespräch! 

Wenn ihr mehr über Madlens und Lars´Reisen erfahren möchtet, dann besucht ihren Blog auf

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Robin

Ich heiße Robin und liebe es, die Welt zu bereisen. Mittlerweile habe ich mehr als 50 Länder bereist und möchte meine Erfahrungen und Eindrücke in diesem Blog wiedergeben. Außerdem gebe ich Tipps zur Planung und Organisation von Weltreisen.

1 Kommentar

  1. Klasse, das hört sich aufregend und entspannt zugleich an. Klingt nach Reisegenuss!
    Sonnige Grüße,
    Jutta